10.05.2014

Westfalen-Blatt: Flüchtlinge bleiben am Südring

Zeitungsausschnitt

Seite 17 - Lokales Ummeln

Betreiber der Erstaufnahmeeinrichtung bekommt bei Ausschreibung den Zuschlag – 200 neue Plätze im Anbau

Brackwede (WB). Brackwede bleibt mindestens bis 2020 Standort der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende. Darüber hinaus wird das Haus am Südring/Ecke Gütersloher Straße um 200 auf dann 450 Plätze ausgebaut.

Von Peter Bollig

Der Betreiber der im Februar 2011 eröffneten Einrichtung, die Hotel-Betriebsgesellschaft Südring, hat bei der Neuausschreibung den Zuschlag erhalten. Sie war allerdings auch die einzige Bewerberin im Ausschreibungsverfahren.

Die Unterkunft für Asylsuchende am Südring ist neben der in Dortmund eine von zwei Einrichtungen dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Bielefeld betreibt sie im Auftrag und auf Kosten des Landes. NRW-Innenminister Ralf Jäger war es denn auch, der die Neuausschreibung der Unterkunft in Bielefeld angeordnet hat, weil die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Wie mehrfach berichtet, war das Haus zwischenzeitlich immer mal wieder überbelegt oder mussten Notquartiere eingerichtet werden. So wurden schon in einer Veranstaltungshalle an der Meisenstraße Betten aufgestellt und Hotelzimmer gemietet, um die Zahl der Asylbewerber zu bewältigen.

Die Einrichtung am Südring ist erste Anlaufstelle für Asylsuchende, die dort untergebracht werden, bis ihr Status von der Zentralen Ausländerbehörde (ZAB) geklärt ist und ihnen ein Wohnort zugewiesen wird. Die Verweildauer in Bielefeld lag zuletzt bei durchschnittlich vier bis fünf Tagen, mitunter lag sie in Einzelfällen aber auch bei einigen Wochen. Eine in Burbach im September eingerichtete neue Unterkunft dient als »Puffer« für Bielefeld und Dortmund und hat Entlastung geschaffen. Allerdings gehen die Behörden von einer steigenden Zahl an Asylsuchenden aus, unter anderem aufgrund des Syrien-Konfliktes, weshalb die Platzzahl am Südring nach Ablauf des derzeitigen Vertrages mit der Hotel-Betriebsgesellschaft Südring Anfang 2015 auf 450 aufgestockt werden soll.

Die erweiterte Unterkunft soll zum 1. August 2015 zur Verfügung stehen. Die Stadt sieht durch die Erweiterung Verbesserungen auch für die Asylsuchenden, etwa durch die Vergrößerung des Speisesaals und die Einrichtung weiterer Aufenthaltsräume. Zudem werde die Betreuung durch Sozialarbeiter zeitlich und personell ausgeweitet, und es soll künftig eine Sanitätsstation geben, die zu festgelegten Zeiten mit einer Krankenschwester oder einem Krankenpfleger besetzt ist.

Nach einer Regelung des Landes kann die Stadt die Kapazität von 450 Plätzen auf die Quote der ansonsten in Bielefeld aufzunehmenden Flüchtlinge anrechnen. In der Summer werde sich die Zahl der Flüchtlinge in Bielefeld durch die Erweiterung daher nicht erhöhen.

Nach Informationen des WESTFALEN-BLATTes geht das Innenministerium davon aus, dass im Durchschnitt täglich 350 der 450 Plätze belegt sind. Die Betriebsgesellschaft wird indes nach der tatsächlichen Belegung bezahlt. Über die fünfjährige Vertragszeit gerechnet gehen die Behörden von einem Auftragsvolumen in Höhe von insgesamt gut 16 Millionen Euro aus.

In Brackwede bedauert die CDU das Ergebnis der Ausschreibung. Carsten Krumhöfner, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung, hätte sich einen anderen Standort gewünscht vor dem Hintergrund, dass in Brackwede an der Eisenbahnstraße derzeit ein neues Flüchtlingsheim mit 200 Plätzen entsteht, das zwei kleinere Heime am Stadtring und der Teichsheide ersetzen soll. Krumhöfner beklagt die Konzentration der Plätze in einem einzigen Stadtteil. SPD-Fraktionschef Hans-Werner Plaßmann differenziert: Auch seine Fraktion hat sich gegen das Heim an der Eisenbahnstraße gewandt und eine dezentrale Lösung in Bielefeld gefordert. Für ihn ist der Standort Südring aber unproblematisch. Die Flüchtlingssituation sei angesichts der Krisen weltweit schlimmer geworden. »Wir brauchen eine Willkommenskultur«, sagt Plaßmann und verweist auch auf die Verbesserungen, die am Südring im Zuge der Erweiterung erwartet werden.

[Foto] Die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende am Südring/Ecke Gütersloher Straße wächst um 200 auf 450 Plätze. Der Betreiber hat sich als einziger an der Neuausschreibung beteiligt, die vom Land NRW angeordnet worden war, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Foto: Bollig