26.06.2015

Neue Westfälische: Flüchtlinge in den "Oldentruper Hof"

Zeitungsausschnitt

Lokales Bielefeld - Seite 9

Ab Mitte September maximal 500 Personen / Thema gestern auch im Rat

Von Thomas Güntter

Bielefeld. Das Best Western Hotel "Oldentruper Hof" soll ab Mitte September maximal 500 Flüchtlinge aufnehmen. Das hat Oberbürgermeister Pit Clausen gestern vor der Ratssitzung erklärt. Per Dringlichkeitsantrag befasste sich am Abend der Rat mit dem Thema und stimmte nach einiger Diskussion einstimmig dafür.

Nach Clausens Angaben wird der "Oldentruper Hof", ein Vier-Sterne-Hotel, vom Betreiber kurzfristig aufgegeben. Die Bezirksregierung Arnsberg hält die Liegenschaft für gut geeignet, um dort eine Zentrale Unterbringungseinrichtung, so das Bürokratenwort, kurz ZUE, einzurichten.

Der bauliche Zustand sei gut, die insgesamt 134 Zimmer und die zahlreichen Tagungsräume ließen eine Belegung mit maximal 500 Personen zu. Die Küche sei voll ausgestattet und eine Brandmeldeanlage sei ebenfalls vorhanden. Rauchmelder auf den Zimmern könnten ohne großen Aufwand nachgerüstet werden. Auf dem großen Grundstück stehen Gebäude mit einer Nutzfläche von insgesamt 12.300 Quadratmeter. Die Böden seien mit Teppichboden belegt, eine Nachrüstung mit Linoleum könne sukzessive erfolgen. Vom "Oldentruper Hof" in die Stadt existiert eine Busverbindung. Die Flüchtlingskinder gehen weder in die Schule noch in eine Kita.

Das Hotel, so die Verwaltung, soll bereits zum Monatsende an die Bezirksregierung übergeben werden. Nach den nötigen Umbauarbeiten soll die Unterkunft dann im September zur Verfügung stehen. Die Flüchtlinge werden dort durchschnittlich drei Wochen, maximal drei Monate wohnen.

Nach Angaben von Rechtsanwalt Hermann Gördes, der den Hoteleigentümer vertritt, wolle der aus Altersgründen über die Zukunft des Hotels nachdenken. Nach Gördes? Angaben sind die Verträge noch nicht unterschrieben, es gäbe noch kleine Unstimmigkeiten, die Verhandlungen seien aber schon weit fortgeschritten.

Thomas Keitel, Bielefelder Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, bekannte: "Das ist ja eine erstaunliche Wendung. Mir fehlen die Worte." Er findet die Entwicklung äußerst schade, denn der "Oldentruper Hof" hätte für ein Hotel eine super Lage so nah an der Autobahn. Vielleicht hätten die Pläne für die beiden neuen Hotels am Neumarkt die Entwicklung beschleunigt.

Die Unterkunft in Oldentrup ist die zweite neben der Erstaufnahmeeinrichtung an der Gütersloher Straße 259 in Brackwede. Hier werden seit Juni 450 Flüchtlinge aufgenommen.

Die Zahl der Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle Brackwede und vom "Oldentruper Hof" werden auf das Kontingent der Flüchtlinge in Bielefeld angerechnet. Durch die Inbetriebnahme der beiden Einrichtungen werde der städtische Haushalt entlastet. Die Flüchtlinge seien haushaltsmäßig Sache des Landes NRW, so der Oberbürgermeister.

Krankenhilfe, Unterkunft und Verpflegung koste pro Flüchtling 9.000 Euro. Bei maximal 500 Personen ergebe sich für die Stadt eine Entlastung von jährlich 4,5 Millionen Euro. Das Geld zahlt das Land.

Das Hotel wiederum erhält pro Tag und Bett 17,50 Euro. Mal 500, bei 100-prozentiger Auslastung. Das rechne sich auch, sagen Insider.