23.01.2018

Unangekündigte Abschiebungen kranker und traumatisierter Flüchtlinge nehmen zu

Die Ausländerbehörde Kreis Gütersloh hat in den letzten Wochen vermehrt kranke und traumatisierte Menschen nachts unangekündigt abgeschoben oder dies versucht. Dabei schreckte sie selbst vor einer Abschiebung aus dem Krankenhaus heraus und tagelanger Bewachung einer erkrankten Person nicht zurück.

Faksimile Pressemitteilung

Die nächtliche und unangekündigte Abholzeit führt bei sehr vielen Geflüchteten zu massiven Schlafstörungen. Selbst bei denjenigen Personen, die nicht ausreisepflichtig sind, erzeugt das Vorgehen der Ausländerbehörden zum Teil große Ängste und Unruhe. Vor allem für traumatisierte Flüchtlinge, die bereits Gewalt und Todesangst erlebt haben, ist das Vorgehen der Ausländerbehörden enorm destabilisierend und panikauslösend. Es produziert ein Gefühl des absoluten Kontrollverlustes. Gerade traumatisierte Personen brauchen Sicherheit, Stabilität, ein vertrautes Umfeld und Kontrolle. Unangekündigte nächtliche Abschiebungen, das Stürmen einer Wohnung, und neuerdings die Bewachung von Krankenbetten sowie Abschiebungen aus dem Krankenhaus, können massives Stresserleben und eine Traumareaktivierung auslösen. Dies muss unbedingt vermieden werden!

Um es klar zu sagen: Wir sprechen uns gegen jede Form von Abschiebungen aus. Die dramatische Situation in Borgholzhausen, die anfangs fälschlicherweise als „Geiselnahme“ bezeichnet wurde, zeigt besonders drastisch, dass die rücksichtslose und unmenschliche Abschiebepraxis, die der Kreis Gütersloh an den Tag legt, unbedingt aufhören muss. Die Ausländerbehörde Kreis Gütersloh muss in die Pflicht genommen werden, die individuellen Fallumstände zu berücksichtigen und Erkrankungen ernst zu nehmen. Ein „Abschieben um jeden Preis“ darf es nicht mehr geben.