23.07.2015

PM: Stadt Bielefeld soll auf Abschiebehaft verzichten

AK Asyl e.V. reagiert erleichtert auf Freilassung einer 18-jährigen aus dem Abschiebegefängnis, kritisiert jedoch das späte Einlenken der Stadt erst nach massivem Protest

Screenshot Pressemitteilung

Der AK Asyl e.V. ist erleichtert, dass die Stadt Bielefeld gestern einen Haftantrag gegen eine junge Frau zurückgenommen hat. Der Verein kritisiert aber gleichzeitig das Vorgehen der Stadt. „Es ist sehr traurig, dass sich die Stadtverwaltung erst nach zahlreichen Protesten und zähen Verhandlungen dazu durchringen konnte, den Haftantrag zurückzunehmen. Die junge Frau musste unnötigerweise eine Nacht im Gefängnis verbringen und wusste bis gestern Mittag nicht, ob sie heute nicht doch abgeschoben und von ihrer Familie getrennt wird. Dieser unerträgliche psychische Druck hätte der jungen Frau erspart bleiben können.“, kritisiert Flüchtlingsberaterin Kristin Nahrmann. Die junge Frau ist inzwischen zurück in Bielefeld und musste aufgrund der psychischen Belastung durch den Gefängnisaufenthalt gestern ärztlich behandelt werden. Die Bleiberechtsperspektive der Familie ist weiterhin unklar.

Kristin Nahrmann war gestern Mittag persönlich von Oberbürgermeister Pit Clausen über die Entscheidung der Stadt Bielefeld informiert worden. „Natürlich war es sehr schön, dass die Stadt dann doch das persönliche Gespräch gesucht hat. Ich wünsche mir, dass das in Zukunft schneller und unkomplizierter möglich sein wird und die Stadt ihren Umgang mit geflüchteten Menschen überdenkt. Jeder Mensch, der hier her kommt, egal, ob aus dem Kosovo, dem Irak, Albanien oder Syrien hat prinzipiell ein Recht auf eine unvoreingenommene Prüfung humanitärer Aufenthaltsaspekte und eine respektvolle Behandlung“, so Nahrmann.

Der AK Asyl e.V. erinnert daran, dass Pit Clausen in den vergangenen Tagen immer wieder betont hat, seine Stadt stünde für Weltoffenheit, 'Gastfreundschaft und Hilfe in Not'. „Es sollte künftig weder akzeptiert werden, dass geflüchtete Menschen inhaftiert werden, noch dass Familien leichtfertig durch Abschiebungen auseinander gerissen werden. Die Stadt soll generell auf die Inhaftierung geflüchteter Menschen verzichten“, fordert Nahrmann.

Die beharrlichen Protestaktionen, an welchen sich viele Menschen unaufgefordert und spontan beteiligten, sind für den AK Asyl e.V. jedoch auch ein deutliches Zeichen dafür, dass offensichtlich viele Menschen in Bielefeld wachsam sind und sich gegen die Abschiebepraxis auflehnen.